Stottern

Viele Kinder wiederholen im 3. und 4. Lebensjahr plötzlich Laute und Silben. Es handelt sich dabei in den meisten Fällen um vorübergehende Erscheinungen, die sich – wenn die Eltern sich richtig verhalten – von allein legen. Sinnvoll ist es, wenn die Erwachsenen ruhig zuhören, auf den Inhalt achten und dem Kind beim Sprechen Zeit lassen. Ermahnungen wie “Sprich langsam” oder “Sag es noch einmal” machen das Kind erst auf seine stockende Sprechweise aufmerksam.

Bei manchen Kindern gehen jedoch diese Wiederholungen und Stockungen über die normalen entwicklungsbedingten Unflüssigkeiten hinaus. Artverwandt mit dem Stottern ist auch das Poltern, eine überhastete Sprechweise, bei der oft mehrere Worte zusammengezogen und als “Wörterhaufen” auf einmal geäußert werden. Einzelne Worte und Silben werden weggelassen, die Sprache wird dadurch schwer verständlich.

Solche Warnzeichen sind Hinweise auf ein möglicherweise echtes Stottern:

  • Vermeidung von bestimmten Äußerungen
  • Sprechangst bei bestimmten Personen oder in bestimmten Situationen
  • Mehrfache Wiederholungen von Wörtern und Silben im 4. Lebensjahr
  • Anstrengungen und Anspannungen, sichtbar an Lippen, Zunge, Hals oder Brustkorb
  • Vermeidung von Blickkontakt beim Sprechen

Beobachtungsfragen an Eltern und Erzieher/innen:

  • Hatte das Kind ein einschneidendes Erlebnis? (z.B. Krankenhausaufenthalt, Trennung von Eltern, Schockerlebnisse)
  • Fällt dem Kind auf, dass es beim Sprechen stockt?
  • Vermeidet das Kind bestimmte Äußerungen?
  • Zeigt das Kind beim Sprechen Verkrampfungen und unnatürliche Bewegungen?
  • Hat das Kind genügend Zeit für sich?
  • Findet das Kind Zuhörer, die Zeit und Ruhe zum Zuhören haben?
  • Wendet sich das Kind beim Sprechen vom Partner ab?
  • Ist das Kind überängstlich Fremden gegenüber?

Poltern

Poltern im Kleinkindalter kommt selten vor. Poltern ist eine Redeflussstörung. Es handelt sich beim Poltern um ein rasches, oft hektisches, überhastetes Sprechen. Die Aussprache klingt undeutlich, oft vernuschelt und von der Satzmelodie her relativ eintönig. Besonders beim lauten Vorlesen hat der Zuhörer Schwierigkeiten, den Polterer zu verstehen, da er abgehackt liest. Er macht oft sinnentstellende Pausen. Das Poltern kann in der Umgangssprache symptomatisch dem klonischen Stottern ähneln.

Ein erfahrener Therapeut kann die beiden Störungen jedoch leicht voneinander unterscheiden. Der Polterer hält beim Sprechen den Blickkontakt, der Stotterer weicht dem Blick seines Gesprächpartners aus. Hält man den Polterer dazu an, langsamer zu sprechen, gelingt ihm für kurze Zeit tatsächlich die Kontrolle und er spricht relativ unauffällig. Beim klonischen Stotterer würde sich die Symptomatik eher verschlechtern.

Ursachen

Die Ursachen des Polterns sind nicht geklärt. Dennoch kann dem Polterer, sofern er mitarbeitet, sicher geholfen werden.

Förderansatz

Ziel der Fördermaßnahmen ist es, den hektischen abgehackten Redefluss unter Kontrolle zu bringen.

Hilfreich erwies sich der Einsatz einer Leselehre, die insbesondere Pausen, Staus, die Satzmelodie und besondere Betonungen sowie die Aussprache (Artikulation) berücksichtigt. Die so erlernte Technik kann auf das spontane Sprechen übertragen werden, so dass der Polterer die Kontrolle über den Redefluss üben kann.

Mutismus

Das mutistische Kind kann sprechen und verstehen, unter bestimmten Bedingungen jedoch spricht es nicht. Beispielsweise bleibt das Kind im Kindergarten, in der Schule oder bei fremden Personen stumm, spricht zu Hause aber mit vertrauten Personen. Keinesfalls ist dieses Kind aus Sturheit oder Bockigkeit stumm!

Es sind Gefühle der Angst, Unsicherheit, Scham und Hilflosigkeit, die das Kind verstummen lassen. Es benötigt spezielle pädagogische Hilfen, um seine große Sprechangst allmählich zu bewältigen.